Dachzeile
Gesundheit
Teasertext

Gabi Aebischer hatte sich auf einen ruhigen Freitagabend eingestellt. Ihr Freund Reto Denzler (23), ein begeisterter Hobbyfussballer, war beim Fussballtraining und wollte danach noch mit seinen Kollegen in den Ausgang. Doch daraus wurde nichts:

Reto humpelte, begleitet von seinen Kollegen, nach Hause, liess sich schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa nieder und zeigte sein geschwollenes Sprunggelenk. Nach einem Sprung zum Kopfball war er umgeknickt und erst einmal liegen geblieben. Der Kältespray seines Freundes hatte zwar etwas geholfen, an Weiterspielen war aber nicht zu denken… Zuhause jetzt die Diskussion, was machen: sofort zum Arzt, morgen oder gar nicht? Fuss belasten oder schonen? Schmerzmittel ja oder nein? Jede Kollege hat andere Tipps. Gabi Aebischer denkt nach, wo sie jetzt um 21.30 Uhr noch einen medizinischen Rat bekommen könnte und ruft bei sante24 an.

Was kann das geschwollene Sprunggelenk nach dem Umknicken bedeuten?

Das Sprunggelenk ist von Natur aus so angelegt, dass der Fuss leicht nach innen neigt. Eine der häufigsten Verletzungen beim Sport ist das Umknicken des Fusses nach aussen. Dies passiert in der Schweiz mehr als 600 Menschen pro Tag! Fast immer werden dadurch Bänder, Sehnen und Kapseln überdehnt, was äusserst schmerzhaft ist. Auch ein Bänderriss oder ein Knochenbruch, z.B. weit unten am Wadenbein oder an einem der Fussknochen, sind möglich, aber seltener. Typischerweise zeigen sich schon kurz nach dem Ereignis eine Schwellung und oft auch ein Bluterguss in der Region des Aussenknöchels.

Muss der Freund heute noch in die Notaufnahme?

Da Reto Denzler noch auf den Fuss auftreten kann, kann ihn die sante24-Mitarbeiterin beruhigen. Er kann mit dem Arztbesuch abwarten und seine Verletzung erst einmal mit PECH (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) und einer Salbe oder Tabletten gegen Schmerzen und Entzündung behandeln. Der Platz auf dem Sofa ist somit goldrichtig! Allerdings hat Gabi Aebischer gerade keine Eiswürfel zur Hand und die Kälteakkus aus dem Eisfach sind zu unförmig. Die sante24-Beraterin fragt nach dem Inhalt des Eisfachs und empfiehlt dann, das vorhandene Päckchen tief gekühlter Erbsen um den Knöchel zu legen. Darunter ein dünnes Küchentuch, dann ist es nicht ganz so kalt und unangenehm. Dies während 15-20 Minuten alle 5-8 Stunden. Das vermindert die erste Schwellungs- und Entzündungsreaktion und lindert die Schmerzen. Für die Nacht kommt ein Verband mit einer Verletzungssalbe und einer elastischen Binde zum Einsatz.

Ist ein Arztbesuch überhaupt notwendig und was wird da gemacht?

Wie Reto Denzler die Schwellung und seine Schmerzen schildert, sollte das Gelenk in den nächsten 1-2 Tagen von einem Arzt untersucht und die weitere Therapie dem Befund entsprechend eingeleitet werden. Dabei wird die Knöchelregion sorgfältig abgetastet, um den Schmerz möglichst genau zu lokalisieren und zu entscheiden, ob ein Röntgenbild gemacht werden muss, damit kein Knochenbruch übersehen wird. Sofern die Schmerzen in den nächsten Tagen abnehmen und ein leichtes Belasten des Fusses möglich wird, ist eine Knochenbeteiligung und auch ein kompletter Bänderriss unwahrscheinlich. Die weitere Therapie richtet sich nach dem Ausmass der Verletzung.

Was ist die richtige Therapie?

Die Therapie ist in der Regel konservativ, also ohne Operation und im Gegensatz zu früher frühfunktionell. Nur bei einem kompletten Bänderriss beim Spitzensportler oder bei bestimmten Knochenbrüchen, speziellen Verletzungsmustern oder wiederholten Verletzungen wird eine Operation in Betracht gezogen. Frühfunktionell heisst, der Fuss soll nicht zu lange geschont werden, damit die Muskeln, Sehnen und Bänder in Bewegung und kräftig bleiben. Jede Schonung bedeutet eine Schwächung des Halteapparates, was kontraproduktiv ist. Die Dauer der Schonung kann je nach Verletzungsgrad zwischen 1-7 Tagen variieren. Um Schmerzen und ein erneutes Umknicken in der Anfangsphase zu verhindern, kann eine Schiene angepasst werden, mit der der Fuss belastet und auch auf und ab bewegt, aber nicht nach aussen oder innen umgeknickt werden kann.

Wie kann man einem erneuten Umknicken beim Sport vorbeugen?

Reto Denzler möchte sobald wie möglich wieder Sport machen, aber auch kein Risiko eingehen, dass er sich schnell wieder verletzt. Gerade bei Sportlern bewährt sich im Anschluss an die Akutphase ein sogenanntes propriozeptives Training auf dem Kippbrett, um die Sehnen, Bänder und Muskeln wieder zu kräftigen und an die schnellen Koordinationsleistungen zu gewöhnen.

In letzter Zeit kommt auch dem «Tapen» immer grössere Bedeutung zu. Die bunten, elastischen Tapes stabilisieren Gelenken oder Körperregionen, was die Profisportler bei Sportevents immer bunter erscheinen lässt. Sowohl das propriozeptive Training als auch das Tapen sollte aber zumindest am Anfang von einem Physiotherapeuten gezeigt und auch kontrolliert werden.

Grundsätzlich sollte man das Volltraining nicht bereits während des Rehabilitationsprozesses wieder aufnehmen, um eine erneute Verletzung zu vermeiden. Denn dies kann zu einem «Ausleiern» der Bänder führen, was eine immer stärkere Labilität des gesamten Gelenk/Bänder-Apparats zur Folge hat. Daraus resultiert dann wieder eine vermehrte Unfallneigung und später eine Neigung zur Arthrose, einer irreparablen Abnutzung des Sprunggelenks.

Am Samstagmorgen begleitet Gabi Aebischer ihren Freund ins Gesundheitszentrum, wo sein Fuss gründlich untersucht wird. Ein Röntgenbild ist nicht notwendig, aber er bekommt eine Knöchelschiene für die erste Zeit angepasst. Die PECH-Therapie soll er übers Wochenende noch fortsetzen. Einen Termin beim Physiotherapeuten kann Reto Denzler grad vor Ort vereinbaren, um mit ihm zusammen die (Sport-)Rehabilitation sinnvoll zu planen. Für die nächsten Wochen muss Reto Denzler aufs Fussballspielen verzichten, er kann aber Kondition und Kraft anderweitig trainieren.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

Autor
SWICA Gesundheitsorganisation
Teaser Bild
Bild
Dr. Silke Schmitt Oggier - Med. Leiterin von sante24
Copyright
SWICA
Kategorie
Topartikel
Ja
Nicht in Listen
Nein