Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
© SWICA

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Diabetes?

Kann man Diabetes haben, ohne es zu wissen?


Barbara Hentsch (55) sitzt ganz verzweifelt bei ihrer Tochter (28) in der Küche. Sie kommt gerade vom Besuch bei ihrem Hausarzt zurück. Sie erzählt, dass dort seit längerer Zeit erstmals mal wieder das Blut kontrolliert wurde. Dabei sind erhöhte Blutzuckerwerte nüchtern und ein erhöhter Langzeitwert entdeckt worden. Der Hausarzt hat dann etwas von Diabetes gesagt und vieles erklärt. Sie sei aber so geschockt gewesen, dass sie gar nicht mehr richtig zugehört habe. Ihre Tochter ist mit der Situation auch etwas überfordert und schlägt vor, bei sante24 anzurufen und mit dem Lausprecher mitzuhören. Ihre Fragen an die sante24-Mitarbeiterin: «Kann das sein, dass ich Diabetes habe und gar nichts davon merke und muss ich jetzt Insulin spritzen und darf nur noch Diät-Produkte essen?»

Kann man sich gesund fühlen und trotzdem Diabetes haben?

Leider bemerkt man Alters-Diabetes im Anfangsstadium meist viele Jahre lang nicht, erklärt die Gesundheitsberaterin. Die Diagnose der Krankheit wird häufig erst gestellt, wenn die ersten Langzeit-Komplikationen (wie z.B. schlecht heilende, infektionsanfällige Wunden oder Sehstörungen) auftreten, die dann zum Teil aber schon nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Vor allem bei Diabetes in der Familie und bei Übergewicht ist es also sinnvoll, den Blutzucker ab und zu beim Hausarzt kontrollieren zu lassen.

Muss man Diabetes immer mit Insulin behandeln?

Die Gesundheitsberaterin kann Barbara Hentsch beruhigen: «Wenn die Patienten wirklich selber etwas tun wollen und mitmachen, kann man den Diabetes sogar oft ohne Medikamente aufhalten». Allerdings braucht es dazu eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Das heisst, normale gesunde, ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und auch eine Gewichtsreduktion. Dies hilft dem Körper, besser auf sein eigenes Insulin zu reagieren. Barbara Hentsch ist sich bewusst, dass sie in den letzten Jahren schon deutlich an Gewicht zugenommen hat und sich seit dem Tod ihres Hundes auch viel weniger bewegt.

Wie soll das gehen, normal essen und abnehmen?

Unter «normaler Ernährung» ist eine gesunde, meist frisch zubereitete Mischkost ohne spezielle Diätprodukte gemeint. Diese hat 3-5 Mahlzeiten pro Tag und eine ausgewogene Zusammensetzung aus viel Gemüse, Früchten und Salat, vorzugsweise hellem, mageren Fleisch und Fisch und eher kleineren Portionen Beilagen wie Teigwaren, Kartoffeln oder Brot. Dazu wenig und wenn, dann eher pflanzliches Fett, wenig oder kein Alkohol sowie keine Süssgetränke. Geringe Mengen an Süssigkeiten sind ab und zu als Dessert nach dem Essen durchaus erlaubt. Satt wird man auf diese Art genau wie mit anderer Ernährung, jedoch viel gesünder. Neben Kalorien und dem Zucker reduziert man auch Fett, was sich in niedrigeren Fettspiegeln im Blut widerspiegelt und langfristig den Blutgefässwänden zugute kommt, die weniger Ablagerungen bilden. Zusammen mit mehr Bewegung ist das auf Dauer die beste Methode, schlank zu werden und zu bleiben und sich wohl zu fühlen. Eine Ernährungsberaterin kann am Anfang helfen, die guten Tipps in alltagstaugliche Menus zu «übersetzen» und versteckte Kalorienfallen zu entdecken.

… und wenn ich nichts tue?

«Wenn Sie nichts tun, also so weiterleben wie bisher, dann landen Sie unweigerlich früher oder später beim Insulinspritzen, haben mit den Langzeitfolgen des Diabetes zu kämpfen und verlieren ziemlich an Lebensqualität», verdeutlicht die sante24-Miarbeiterin. Eine gewisse Zeit lassen sich die Blutzuckerspiegel mit Diabetes-Medikamenten noch günstig beeinflussen; die Krankheit schreitet aber fort und irgendwann kommt man ums Spritzen von Insulin nicht herum.

Was sind die Langzeitfolgen von Diabetes?

Die Komplikationen entstehen vor allem aufgrund von schlechter Durchblutung, weil die diabetische Stoffwechsellage über viele Jahre Schäden an den kleineren und grösseren Blutgefässen und den Nerven verursacht. Dies kann z.B. zu schlecht heilenden Hautproblemen oder Wunden an den Beinen und Füssen führen, zu Sensibilitätsstörungen, zu Augenproblemen mit Sehverlust, chronischem Nierenversagen und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Hirnschlag. Haben sich die Komplikationen erst einmal ausgebildet, sind sie meist nicht mehr oder nicht mehr ganz rückgängig zu machen. Deshalb lohnt es sich, in die Gesundheit zu investieren und das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Barbara Hentsch ist zwar nicht begeistert über das, was die Gesundheitsberaterin ihr alles gesagt hat, aber sie meint an Ende des Gesprächs: «Hauptsache, ich bin allem nicht hilflos ausgeliefert und kann selber etwas für meine Gesundheit tun! Morgen gehe ich nochmals zu meinem Hausarzt und bespreche, was die nächsten Schritte sein können und wie er mich dabei unterstützen kann und vielleicht schaffe ich mir ja doch auch wieder einen Hund an. Vielen Dank für Ihre klaren Worte!»

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

Neuen Kommentar hinzufügen:

Mit dem Klick auf "Kommentar senden" erklären Sie einverstanden mit unserer Nutzungsbedingungen und unseren Datenschutzbestimmungen.