Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Grippe: Kombinationspräparate oft nicht sinnvoll

Stefan Schmidlin meldet sich per Mobile bei sante24 mit der Frage: «Ich bin noch der einzig Gesunde in unserer Familie, alle anderen haben die Grippe und ich fühle mich auch schon nicht mehr so ganz fit. Meine Frau hat mich jetzt in die Apotheke geschickt,


um ein Grippemittel zu holen, das man heiss trinken kann und dann geht’s einem schnell wieder gut. Welches soll ich nehmen? Es gibt mehrere, auch z.B. kombiniert gegen Husten.»

Nachdem die Gesundheitsberaterin von sante24 die genauen Symptome der einzelnen Familienmitglieder erfragt hat, empfiehlt sie spezifische Präparate und rät von Kombinationspräparaten ab.

Welche Symptome passen zu einer Grippe?
Die Symptome, die Stefan Schmidlin von seiner Frau und den beiden 10- und 12-jährigen Kindern schildert, könnten zu einer Grippe passen – vor allem, weil das Grippevirus momentan in der Schweiz weit verbreitet ist: Alle hatten einen heftigen Krankheitsbeginn mit schnellem Fieberanstieg über 38.5°C, Gliederschmerzen und starkem Krankheitsgefühl. Alle haben Symptome eines oberen Luftwegsinfekts, aber unterschiedlich ausgeprägt. Sandra Schmidlin hat hauptsächlich Schnupfen, Hals- und Kopfweh. Die Tochter leidet unter Schnupfen und beginnenden Ohrenschmerzen; dem Sohn läuft ebenfalls die Nase, er hustet aber als einziger ziemlich stark.

Mit welchen Medikamenten geht die Grippe schnell wieder weg?
Es gibt kein Medikament, mit dem man die Dauer der Grippe oder auch eines anderen grippalen Infekts nachweislich deutlich reduzieren kann – schon gar nicht, wenn die Grippe schon in vollem Gang ist. Die Grippe oder andere Erkältungskrankheiten dauern in der Regel fünf bis sieben Tage, unabhängig davon, ob man Medikamente einnimmt oder nicht. Mit den Medikamenten kann man allenfalls die Symptome lindern und so das Kranksein erträglicher machen und evtl. Komplikationen wie Mittelohren- oder Nasennebenhöhlenentzündungen verhindern.

Wieso sind Kombinationspräparate oft nicht sinnvoll?
Grippemittel  wie z.B. Neocitran, Pretuval, Wicks und andere, die man auflöst und heiss trinken kann, werden intensiv beworben. Wissen muss man, dass diese immer Kombinationspräparate sind und deshalb oft nicht sinnvoll und keineswegs harmlos . Sie reduzieren die Dauer der Krankheit nicht, aber erhöhen aufgrund der Vielfalt der Inhaltsstoffe das Risiko von Nebenwirkungen und wirken auf die einzelnen Symptome nicht immer genug. Ausserdem enthalten Kombinationspräparate Fiebersenker wie Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalizylsäure, deren Dosis man unbedingt mitrechnen muss, wenn man noch andere fieber- oder schmerzsenkende Präparate einnehmen möchte. Dies wird aus Unwissenheit oft übersehen. Insbesondere bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen und älteren Personen kann es sonst zu einer schädlichen Überdosis kommen.

Welche Medikamente sind bei Grippe oder grippalen Infekten?
Je nach Symptomen Medikamente gegen Fieber, Kopfweh und Gliederschmerzen und zusätzlich Präparate, die gezielt an den Orten wirken, an denen der Patient Symptome verspürt. Das kann bei jedem anders sein. Sinnvoll sein können Halslutschtabletten bei Halsschmerzen; Nasenspray , Nasendusche und Zwiebelsäckli bei Schnupfen und beginnenden Ohrenschmerzen sowie verschiedene Kräuterbonbons oder -präparate aus Salbei, Efeu, Eukalyptus und/oder Myrten bei festsitzendem Husten oder beginnender Nasennebenhöhlenentzündung.

Wann ist ein Arztbesuch angesagt?
Aufpassen muss man vor allem, wenn einem die Grippesymptome so stark mitnehmen, dass der Kreislauf in Mitleidenschaft gezogen wird oder man fast keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen kann. Das kann in der Akutphase vor allem bei Säuglingen, chronisch Kranken oder auch bei älteren Menschen der Fall sein. Deshalb sollten sich diese und auch Schwangere mit Entbindungstermin im Herbst oder Winter gegen die Grippe impfen lassen. Sonst gesunde, jüngere Personen überstehen die Grippe meist ohne grössere Komplikationen. Wenn sich die Symptome allerdings nach 3-5 Tagen nicht verbessern oder sogar dann eine Verschlechterung eintritt, könnte es sich um eine sogenannte bakterielle Superinfektion handeln, die man evtl. mit Antibiotika behandeln muss. Beim Husten kann es zum Teil auch schwierig sein, da manche Menschen eine Bronchitisform entwickeln, bei der man spezifische Medikamente inhalieren muss, damit eine Besserung eintritt. Diese Form kann man aber meist nur mittels Abhören der Lungen diagnostizieren. Vorsicht ist vor allem bei der unkritischen Einnahme von Hustenstillern geboten, ausser es handelt sich wirklich um einen reinen Reizhusten beim Erwachsenen. Ansonsten ist Husten ein sinnvoller Mechanismus, um den Schleim loszuwerden. 

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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