Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin sante24
© SWICA

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Hüftschnupfen: Wenn Kinder plötzlich hinken

Die Eltern des 7-jährigen Luca äussern sich am sante24-Telefon sehr besorgt: «Luca ist sonst ein sehr sportlicher Bub und überhaupt nicht verweichlicht, aber seit gestern hinkt er nur noch und sagt, es täte ihm so weh in der Leiste. Kann das sein?


Uns ist kein Unfall oder Sturz bekannt und eine Hüftarthrose wie sein Opa kann er ja wohl noch nicht haben?! Wir wissen nicht, ob wir das ernst nehmen sollen oder ob er nur rumblödelt oder Aufmerksamkeit bekommen will…».

 

Die sante24-Kinder-Gesundheitsberaterin erfährt auf genaues Nachfragen, dass die Schmerzen einseitig sind, dass Luca auch etwas Temperatur hat (37,5°C) und dass er das Hinken auch während dem Spielen mit Freunden nicht vergisst. Die Woche zuvor war er auch nicht ganz fit gewesen wegen einer Erkältung, die jetzt aber wieder vorbei ist. Die sante24-Kinder-Gesundheitsberaterin hat den Verdacht auf einen sogenannten «Hüftschnupfen» (Coxitis fugax) und erklärt den Eltern das weitere Vorgehen für die nächsten Tage.

Wann muss man ein Kind, das hinkt, ernst nehmen?
Ein Kind, das eine Extremität schont, also nicht bewegt oder das hinkt und dies auch beim Spielen nicht vergisst, muss man immer ernst nehmen. Kinder sind beim Spielen so vertieft, dass sie alles um sich herum inklusive gespielter Schmerzen vergessen.

Wie äussert sich ein «Hüftschnupfen»?
Ein sogenannter Hüftschnupfen zeigt sich durch plötzliches Hinken und Schmerzen in der Hüfte bzw. in der Leiste oder auch bis zum Knie, ohne dass das Kind gestürzt ist oder sich angeschlagen hat. Normalerweise sind die Schmerzen einseitig. Verursacht werden die Schmerzen durch eine Flüssigkeitsansammlung (Erguss) im Hüftgelenk. Betroffen sind meist Kinder zwischen vier und zehn Jahren, Knaben etwas häufiger als Mädchen. Ein Teil der Kinder hat dabei auch leicht erhöhte Temperatur, jedoch kein Fieber.

Woher kommt ein «Hüftschnupfen»?
Der genaue Entstehungsmechanismus ist bis heute nicht ganz klar. Der Erguss ist aber höchstwahrscheinlich eine Spätreaktion auf einen viralen Infekt, wie ihn auch Luca eine gute Woche vorher gehabt hat. Zumeist sind dies Infekte der oberen Luftwege, also Erkältungen. Auslöser kann aber auch einmal ein viraler Magen-/Darminfekt sein. Im ersten Moment sehen die Eltern natürlich meist keinen Zusammenhang zu dem kürzlich durchgemachten Infekt.

Was kann man gegen die Schmerzen bzw. gegen den «Hüftschnupfen» tun?
Richtig ist, die Hüfte zu schonen. Bei ganz kleinen Kindern ist dazu sogar Bettruhe notwendig; bei grösseren muss man die Aktivitäten einschränken und evtl. Stöcke benutzen. Zusätzlich sollte man für ein paar Tage Schmerz- und Entzündungshemmer geben, damit sich die lokale Entzündung und der Erguss zurückbilden. Gleichzeitig senken diese Medikamente auch die erhöhte Temperatur.

Wie lange dauert ein «Hüftschnupfen» in der Regel bzw. wann muss man weitere Abklärungen in die Wege leiten und welche?
Wenn es sich wirklich um einen «Hüftschnupfen» handelt und die Schmerzen und die erhöhte Temperatur nicht schlimmer werden, kann man insgesamt eine Woche abwarten. Gegen Ende der Woche sollte sich aber auf jeden Fall eine klare Besserungstendenz ergeben. Bei Zunahme der Schmerzen, bei Auftreten von Fieber über 38,5°C oder wenn das Hinken mehr als eine Woche anhält, sollte unbedingt der Kinderarzt aufgesucht werden. Er kann mittels Ultraschall der Hüfte und evtl. zusätzlich einem Röntgenbild und einer Blutentnahme andere Ursachen ausschliessen, die den Hüftknochen angreifen und deshalb ein anderes Vorgehen erfordern.

 

Lucas Eltern sind erst einmal beruhigt, dass sie Lucas Schmerzen und Hinken zwar ernst nehmen müssen, aber wahrscheinlich keine schlimmere Ursache dahintersteckt. Mit den empfohlenen Medikamenten, Stöcken und einem Sportverbot kommen sie die nächsten Tage gut über die Runden. Beim Kontrollanruf fünf Tage später ist alles wieder in Ordnung, Luca bewegt sich wieder wie gewohnt und klagt auch nicht mehr über Leistenschmerzen.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

Neuen Kommentar hinzufügen:

Mit dem Klick auf "Kommentar senden" erklären Sie einverstanden mit unserer Nutzungsbedingungen und unseren Datenschutzbestimmungen.