Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Kann ein Gips gefährlich sein?

Lukas Badertscher ist am späteren Abend am Telefon von santé24 und berichtet der Gesundheitsberaterin vom vielen Schnee und dem Unfall seines 12-jährigen Sohnes Marco: er war heute am schulfreien Nachmittag mit Freunden Schlittschuhlaufen und ist auf dem Eis,


das durch den ständigen Schneefall ungleichmässig mit kleinen Schneehaufen bedeckt war, ausgerutscht und auf seinen linken Arm gefallen. Er hatte Schmerzen. Nach dem Röntgen in der Notfallaufnahme war klar: ein unkomplizierter Armbruch, für den Marco einen Gips bekam.  «Aber jetzt wissen wir nicht, was wir machen sollen, weil Marcos Finger, die aus dem Gips rausschauen, etwas geschwollen wirken und er sagt, er habe Ameisenkribbeln darin. Kann etwas falsch sein mit dem Gips? Er ist erst ein paar Stunden alt. Sollen wir ihm nochmals eine Schmerztablette geben?».

 

Wann braucht es einen Gips?
Vor allem, wenn man sich einen Röhrenknochen, also z.B. den Unterschenkel oder den Unterarm gebrochen hat und die beiden Bruchenden nicht verschoben sind, ist es ideal, die Extremität mit einem Gips oder moderner ausgedrückt mit einem Kunstsoff-Cast für ein paar Wochen ruhigzustellen. In beiden Fällen muss das angrenzende Gelenk (Handgelenk oder Sprunggelenk) mit eingegipst werden, damit auch keine Dreh- oder Kippbewegungen möglich sind und der Bruch schön zusammenwachsen kann. Meistens gibt es im Verlaufe der Heilung an der Bruchstelle einen kleinen Knochenwulst, weil der Körper erst einmal zu viel neuen Knochen produziert, um den Defekt zu füllen. Mit der Zeit verschwindet dieser Knubbel, den man medizinisch «Kallus» nennt, aber wieder ganz.

Was kann im Gips passieren?
Damit die Ruhigstellung möglichst gut funktioniert, umschliesst der Gips den Unterarm oder den Unterschenkel rundherum und relativ fest. Anfangs sind die feuchten Gips- oder Kunststoff-Binden noch etwas nachgiebig, aber wenn sie ausgehärtet sind, ist der Verband ganz starr. In der Regel geht man davon aus, dass die Schwellung, die mit der Verletzung einhergeht, im weiteren Verlauf nicht noch weiter zunimmt, nachdem man den Gips angelegt hat. Passiert dies aber trotzdem, bietet der Gips keinen Ausweichplatz und es kann sein, dass durch die Einengung die Blutversorgung bis zu den Fingern oder Zehen schlechter wird oder Druckstellen entstehen.

Wie merkt man, ob ein Gips zu eng ist?
Manchmal ist das selber gar nicht so einfach zu merken, weil man ja sowieso meist noch leichte Schmerzen hat und sich alles ungewohnt anfühlt.  Am besten ist es, wenn man anfänglich jede Stunde kontrolliert, ob die Finger oder Zehen, die aus dem Gips rausschauen, sich gleich warm anfühlen wie an der nicht betroffenen Seite. Ausserdem sollten sie auch von der Hautfarbe her weder viel heller, aber auch nicht viel dunkler oder bläulicher als die Gegenseite und auch nicht geschwollen sein. Zuletzt sollte man sie ohne Probleme bewegen können und keine Kribbel- oder Ameisengefühle darin haben.

Was tun, wenn etwas auffällig ist?
Wenn die oben erklärte sogenannte DMS-Prüfung (Durchblutung, Motorik, Sensibilität) nicht gut ausfällt, muss der Gips sofort geöffnet werden, damit die Durchblutung des Armes oder des Beins so schnell wie möglich wieder hergestellt wird. Wenn dies nicht schnell genug passiert, können aufgrund von Druckstellen Nervenschäden entstehen oder im schlimmsten Fall sogar Finger oder Zehen absterben.

Bekommt man zusätzliche Medikamente, wenn man einen Gips tragen muss?
Als Kind bekommt man in der Regel zu Beginn Medikamente, die gegen Schmerzen und gegen die Schwellung wirken. Mehr braucht es  normalerweise nicht. Ab der Pubertät gibt man prophylaktisch noch Blutverdünner hinzu, damit sich wegen der verminderten Mobilität keine Blutklümpchen (Thrombose) bilden.

Marco und seine Eltern fahren noch am selben Abend zurück auf den Notfall, wo der Gips angepasst wurde. Der Gips muss tatsächlich sofort geöffnet werden, da die Finger deutlich geschwollen und kälter sind als die der Gegenseite. Finger und Hand erholen sich aber schnell, nachdem der Gips weg ist. Danach bekommt Marco für eine Nacht eine halboffene Gipsschale und am nächsten Tag, nachdem die Finger wieder abgeschwollen und gut durchblutet sind, einen neuen Gips, der keine Probleme mehr macht.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telefonische Gesundheitsberatung santé24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von santé24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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