Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
© SWICA

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wenn einen die "echte" Grippe erwischt


So lautete die Frage der 26-jährigen Lea Berneis am sante24-Telefon.

Seit gestern gehe es ihr wirklich nicht gut. Erst Gliederschmerzen, Kopfweh und Schüttelfrost, dann Schnupfen und Husten und heute noch Fieber bis fast 39 Grad – so stark habe es sie schon lange nicht mehr erwischt! Da sich momentan die Grippewelle in allen Teilen der Schweiz weiter ausbreitet, wird die sante24-Gesundheitsberaterin bei den schnell und heftig einsetzenden Krankheitssymptomen von Frau Berneis hellhörig. Wie Lea Berneis den Krankheitsverlauf schildert, passen Symptome und Verlauf besser zur Grippe als zu einer «banalen» Erkältung.

Wieso ist jetzt Grippe-Zeit?
Die «echte» Grippe (Influenza), eine virale und sehr ansteckende Erkrankung mit Erkältungssymptomen und meist starkem Krankheitsgefühl, kommt nur einmal pro Jahr in die Schweiz. Dies meist zu Jahresbeginn mit Höhepunkt im Februar. Die verursachenden Viren verändern sich jedes Jahr, so dass es keine verlässliche, dauerhafte Immunität nach einer durchgemachten Grippe gibt. Das Auftreten der Grippe wird von den Gesundheitsbehörden in Zusammenarbeit mit den Ärzten beobachtet. Die Gesundheitsinstitutionen können sich darüber auf dem Laufenden halten. Deshalb wusste die Gesundheitsberaterin von sante24, dass die Grippewelle momentan in der Schweiz weit verbreitet und weiter am Ansteigen ist.

Wie kann ich die Grippe von einer Erkältung unterscheiden?
Die Grippe geht mit ähnlichen Symptomen einher wie die gängigen Erkältungskrankheiten, nämlich in der Regel mit Schnupfen und/oder Husten, Krankheitsgefühl und Gliederschmerzen. Weil die Symptome so ähnlich sind, wird in der Bevölkerung oft der Begriff «Grippe» fälschlicherweise auch für Erkältungen oder Magen-/Darminfekte benutzt. Bei der «echten» Grippe ist der Beginn in der Regel sehr schnell, das heisst, man hat schnell hohes Fieber, fühlt sich rasch sehr krank und hat starke Gliederschmerzen. Die Grippe führt deutlich häufiger zu Komplikationen und Spitaleinweisungen, weshalb vor allem für ältere Personen über 65 Jahren, Patienten mit chronischen Erkrankungen und – zum Schutz der Neugeborenen, die noch nicht geimpft werden können – für Schwangere die jährliche Grippeimpfung empfohlen wird. Auch Gesundheitspersonal sollte sich impfen lassen, um Patienten nicht anzustecken.

Wieso muss man die Grippeimpfung jedes Jahr wiederholen?
Die Grippe-Viren (Influenza-Viren) verändern sich jedes Jahr etwas bei ihrer «Wanderung» über die Weltkugel. Aufgrund der Veränderungen, die auf der südlichen Halbkugel beobachtet werden, wird dann der Impfstoff für uns für die nördliche Halbkugel entwickelt und so weiter. Der neue Impfstoff steht dann bei uns in der Regel im Oktober/November, also rechtzeitig vor der Grippesaison zur Verfügung. Wenn das Virus sich nur wenig verändert hat, kann man einmal Glück haben und eventuell von einer früheren Impfung oder einer früheren Erkrankung profitieren, weil das Immunsystem sich an den «Eindringling» erinnert und ihn schnell bekämpfen kann. Um sicher zu sein, was vor allem bei Personen mit sowieso geschwächter Gesundheit wichtig ist, muss man sich aber jedes Jahr impfen lassen.

Wird man mit der Grippe-Impfung den ganzen Winter nicht krank?
Das wäre schön, ist aber leider nicht der Fall. Die Grippe-Impfung schützt nur gegen die Grippe-Viren, die ja auch nur ein paar Wochen pro Jahr, jeweils in den Wintermonaten, bei uns in der Bevölkerung zu finden sind. Gegen alle anderen Erkältungsviren oder auch Magen-/Darmviren schützt die Grippe-Impfung nicht. Auch Grippe-Geimpfte können sogar trotz Impfung leicht erkranken. Die Impfung schützt aber in der Regel zuverlässig vor Komplikationen, weil die durch die Impfung im Körper gebildeten Antikörper das Virus doch schnell genug bekämpfen können. Deshalb lohnt sich die Grippe-Impfung auf jeden Fall.

Wie lange ist man ansteckend und sollte den Kontakt zu ungeimpften gesundheitlich Schwachen meiden?
Das grösste Problem ist eigentlich, dass das Virus sich schon ca. 1-2 Tage vor den ersten Symptomen im Körper ausbreitet und man auch dann schon ansteckend ist, ohne es zu wissen. Auch nachdem die Symptome aufgetreten sind, ist man ansteckend, solange Schnupfen und/oder Husten andauern (ca. 1 Woche). Der beste Schutz für die Mitmenschen ist das Meiden von engem Körperkontakt und häufiges Händewaschen mit Wasser und Seife, das sofortige Versorgen von Nastüchli nach dem Naseputzen tief im Müllsack oder im WC und Husten oder Niesen in die Ellenbeuge, um das ungehinderte Herumfliegen der virenbepackten Speicheltröpfchen oder die Übertragung über die Hände zu verringern. Im asiatischen Raum ist das Tragen von Mundschutz zum eigenen Schutz und zum Schutz der anderen üblich geworden.

Die sante24-Gesundheitsberaterin berät Lea Berneis bezüglich der vermuteten Grippe. Die Behandlung oder Linderung der Symptome unterscheidet sich nicht von der bei einer Erkältung, ausser, dass man meist noch Mittel gegen Fieber und Gliederschmerzen einsetzen muss. Bettruhe ist in der Regel zumindest zu Beginn der Grippe auch sinnvoll und wird von den Erkrankten oft freiwillig eingehalten. Den geplanten Besuch beim neugeborenen «Gottenmeiteli» muss Lea Berneis allerdings absagen. Selbst wenn sie sich schnell wieder einigermassen fit fühlen sollte, ist die Ansteckungsgefahr für Mutter und Kind immer noch zu gross. Leider wurde die Mutter während der Schwangerschaft nicht gegen Grippe geimpft und muss deshalb ganz besonders aufpassen und ihr Kind vor Ansteckung schützen. Säuglinge gehören puncto Komplikationen bei einer Grippe-Erkrankung zur Risikogruppe.

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

Neuen Kommentar hinzufügen:

Mit dem Klick auf "Kommentar senden" erklären Sie einverstanden mit unserer Nutzungsbedingungen und unseren Datenschutzbestimmungen.