Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wenn es im Magen brennt

Es ist nachts um halb zwei, als das Telefon bei sante24 klingelt. Mit müder Stimme klagt Caroline Birrer der Gesundheitsberaterin ihr nächtliches Leid. Sie kann nicht schlafen, da sie so unangenehmes Sodbrennen hat. Am Abend war sie an einem Weihnachtsessen und hat


entgegen ihrer Gewohnheiten recht spät und üppig gegessen sowie etwas mehr Alkohol als üblich getrunken. Die Frage von Caroline Birrer: «Was kann ich tun, damit die Beschwerden besser werden. Ich muss unbedingt noch etwas schlafen, da ich am nächsten Tag für einen wichtigen Termin fit sein muss.

 

Was ist Sodbrennen?
Als Sodbrennen bezeichnet man im Volksmund, wenn man nach dem Essen Probleme in der Magengegend und in der Speiseröhre spürt. Das kann sich durch saures Aufstossen, wiederkehrende, brennende Schmerzen hinter dem Brustbein oder Völle- und Druckgefühl im Oberbauch äussern und ist sehr unangenehm. Diese Beschwerden entstehen, weil saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfliesst, manchmal bis in den Mund oder in die Luftröhre. Dafür gibt es zwei Ursachen, die meist zusammenwirken. Zum einen eine erhöhte Menge an Magensäure, deren Produktion vor allem durch üppige, fette Ernährung, Alkohol, Medikamente und Stress gesteigert wird. Zum andern durch eine Erschlaffung des Schliessmuskels am Mageneingang, der das Zurückfliessen des Speisebreis aus dem Magen in die Speiseröhre verhindern soll, was durch zunehmendes Alter, Übergewicht, Nikotin, Veranlagung und Medikamente begünstigt wird.

Können die Symptome auch auf etwas anderes hinweisen?
Ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend kann tatsächlich auch bei anderen Problemen vorkommen. Vor allem, wenn zusätzliche Symptome des Herz-/Kreislaufsystems wie z.B. Enge oder Druck auf der Brust, Herzklopfen oder -stolpern, Ausstrahlung des Schmerzes in den Rücken oder die Arme oder Anzeichen von Schwindel und Übelkeit dazu kommen, sollte man mit einem Arzt über die Symptome sprechen. Auch Fieber oder zunehmende Beschwerden sind Warnzeichen uns sollen medizinisch abgeklärt werden. Vor allem bei Frauen kann sich ein Herzinfarkt oder ein Durchblutungsproblem der Bauchgefässe auf diese Weise äussern.

Welche Nahrungsmittel oder Gewohnheiten können Sodbrennen auslösen?
Vor allem übermässiger oder spät abendlicher Genuss von Schokolade, Kaffee, Alkohol, kohlensäurehaltigen Getränken, Zitrusfrüchten oder Fruchtsäften, scharf gewürzten Speisen, Fettem und Frittiertem regt die Produktion der Magensäure an und kann Sodbrennen auslösen. Auch ein kurzer Abstand zwischen Essen und Schlafengehen kann Reflux fördern. Da der Magen dann noch nicht geleert ist kann der Speisebrei beim Liegen und leicht erschlafftem Magen-Schliessmuskel in die Speiseröhre zurückfliessen und Schmerzen auslösen. Personen mit hauptsächlich nächtlichem Reflux klagen zudem häufig über nächtlichen Husten oder eine belegte Stimme am Morgen ohne Anzeichen eines Luftwegsinfekts.

Wie kann man Sodbrennen behandeln?
Stärkehaltige Nahrungsmittel können einen Überschuss an Magensäure rasch binden und Linderung verschaffen. Dazu zählen trockenes Weißbrot, Zwieback, Kartoffeln oder Bananen. Auch ein Glas Milch, das Kauen von Nüssen oder ein Löffel Senf können helfen, die Magensäure zu neutralisieren. Probieren geht hier über Studieren: Was dem einen hilft, regt beim andern die Magensäureproduktion erst recht an. Ein altes Hausmittel gegen Sodbrennen ist Natron, das beispielsweise in Backpulver steckt. Backpulver ist aber nur für einen einmaligen oder kurzfristigen Gebrauch bestimmt, da es den Druck im Bauchraum erhöhen und damit indirekt den Säurereflux fördern kann. Reines Natron aus der Apotheke eignet sich besser. Helfen diese natürlichen Mittel bei sporadischem Sodbrennen nicht, gibt es Medikamente, die nach dem Essen eingenommen den sauren Magensaft neutralisieren. Wenn die Magenbeschwerden andauern und andere Krankheitsursachen ausgeschlossen werden konnten, kann für eine bestimmte Zeit die Einnahme spezifischer Säureblocker-Tabletten sinnvoll sein. Dabei gilt, dass keines der Medikamente ohne Rücksprache mit einem Arzt länger als zwei Wochen eingenommen werden soll.

Was kann man machen, damit es nicht wieder kommt?
Am besten, man versucht, die veränderbaren Auslöser zu beseitigen. Wer z.B. vor allem nachts unter Sodbrennen leidet, sollte versuchen, mindestens vier Stunden vor dem Schlafengehen kein üppiges Abendessen, sondern eher leichte Kost zu sich zu nehmen und auch möglichst keinen oder wenig Alkohol oder Fruchtsäfte. Ein Hochlagern des Oberkörpers mit Kissen erschwert zusätzlich ein Aufsteigen der Magensäure in die Speiseröhre. Auch eine grosse Körperfülle drückt in der Regel auf den Magen – und somit den Magensaft in Richtung Speiseröhre. Insofern hilft oft eine Gewichtsreduktion.

Caroline Birrer hat momentan keine anderen, beunruhigenden Symptome und von einer früheren ähnlichen Episode noch Medikamente in der Hausapotheke, die sie auf Anraten des sante24-Arztes einnehmen darf. Da sie eh mit ihrem Körpergewicht am Kämpfen ist, bekommt sie Empfehlungen für eine Ernährungsberatung mit längerfristiger online Begleitung. Vor allem über Weihnachten/Neujahr will sie versuchen, die Verhaltensempfehlungen so gut wie möglich umzusetzen, damit sie trotz der zahlreichen Festtagsessen ruhig und erholsam schlafen kann. 

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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