Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wespenstiche: "nur" schmerzhaft oder auch gefährlich?

Andrea Dobler ist am sante24-Beratungstelefon etwas unsicher: Bei wunderbarem Spätsommerwetters hat die Familie auf einer Waldlichtung grilliert. Dabei wurde die 15-jährge Tochter Nadine von einer Wespe am Oberarm gestochen.


Die Stelle wurde sofort gekühlt und mit einer aufgeschnittenen Zwiebel eingerieben. Trotzdem ist der Arm um die Einstichstelle aufgeschwollen. Seit ein paar Minuten ist es Nadine zudem leicht schwindlig und sie fühlt sich nicht gut. Nadine hat noch nie zuvor so auf einen Stich reagiert.

Was ist eine Insektengiftallergie?
Eine Allergie gegen Insektengift kann vorliegen, wenn der Körper nicht nur an der Stichstelle mit Schwellung, Rötung und Juckreiz auf den Stich einer Biene, Wespe oder Hummel reagiert, sondern zusätzlich mit Allgemeinsymptomen. Diese Reaktionen treten meist schon kurz nach dem Stich auf (innerhalb Minuten bis zu einer Stunde) und werden zusehends schlimmer, können in manchen Fällen aber auch erst verzögert in Erscheinung treten. Unerkannt und unbehandelt kann eine Insektengiftallergie zum Tod durch Kreislaufschock führen.

Was sind die Symptome?
Als normale Reaktion wird eine lokale Rötung und Schwellung bis maximal 10cm Durchmesser und Juckreiz an der Einstichstelle angesehen, die innerhalb von 24 Stunden wieder verschwindet bzw. stark abklingt. Bei einer Allergie reagiert der ganze Organismus z.B. mit Schwellungen oder Quaddeln an anderen Körperstellen, Übelkeit, Magen-/Darmbeschwerden, Kreislaufbeschwerden und/oder Atemnot.

Kann man jederzeit eine solche Insektengiftallergie entwickeln?
Ja, eine Insektengiftallergie kann prinzipiell in jedem Alter zum ersten Mal vorkommen. Besonders gefährdet sind Personen, die beruflich mit diesen Insekten zu tun haben (z.B. Imker, Gärtner, Feuerwehrleute) oder sich viel im Freien aufhalten. Bienen und Wespen haben sehr unterschiedliche Gifte, so dass es sehr selten ist, dass man auf beide allergisch reagiert.

Was muss man tun, wenn man weiss, dass man allergisch auf Insektenstiche ist?
Stiche sind nach Möglichkeit zu vermeiden durch richtiges Verhalten, geeignete Bekleidung und evtl. Repellents. Nach einer ungewöhnlich starken Reaktion sollte man den Arzt aufsuchen, um zu entscheiden, ob eine Abklärung bezüglich Insektengiftallergie Sinn macht. Liegt eine solche vor, bekommt man vom Arzt ein Notfallset verschrieben, das man vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten und auf Reisen jederzeit  bei sich haben sollte. Gute Freunde und die Familie sollten wissen, wo sich das Notfallset befindet und wie man es anwenden muss, damit sie bei Bedarf Hilfe leisten können.

Kann man die Allergie heilen?
Leider nein, aber man sollte versuchen, den Körper durch Gewöhnung unempfindlicher zu machen. Diese sogenannte  Hyposensibilisierungs-Therapie  besteht darin, dass man zu Beginn kleinste Mengen des Allergens spritzt und die Dosis dann gezielt steigert. Diese Therapie beginnt in der Regel einmal wöchentlich ambulant oder mit einem sogenannten «Schnellschema» im Spital und dauert insgesamt  mehrere Jahre, gewährt aber schon nach wenigen Tagen (im Spital) bzw. Monaten (ambulant) einen gewissen Schutz. Deshalb ist für den Beginn einer Hyposensibilisierung die insektenfreie Zeit im Spätherbst und Winter ideal.

Bei Bienengiftallergie liegt die Erfolgsrate nach fünf Jahren bei über 80 Prozent, bei Wespengiftallergie sind es über 95 Prozent.

Die sante24-Gesundheitsberaterin rät Familie Dobler, selbst über die Notfallnummer 144 eine Ambulanz anzufordern, da es nicht klar ist, wie schnell die Symptome bei Nadine fortschreiten. Bis die Verbindung zum Team von 144 steht, bleibt die Gesundheitsberaterin am Telefon, um die Familie zu beruhigen und anzuleiten. Nun kann die sante24-Gesundheitsberaterin beruhigt auflegen. Sie weiss, dass das 144-Team sowohl bei Verbindungsschwierigkeiten übers das Mobile orten kann, von wo der Anruf kam, als auch die Familie anleiten könnte, falls Wiederbelebungsmassnahmen notwendig würden. Zum Glück kann Nadine das Spital nach ein paar Stunden wieder verlassen. Sie muss aber einen Termin mit ihrem Hausarzt vereinbaren, der die weiteren Abklärungen vornehmen wird und hat schon vom Spital aus ein Notfallset bekommen, das sie immer bei sich tragen soll.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

 

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