Frühkindliche Geschmacksprägung
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Frühkindliche Geschmacksprägung

Was sagt die Ernährungsforschung


Die Ernährung während der Schwangerschaft sowie die Säuglingsnahrung und Beikost in den ersten Lebensmonaten soll einen massgeblichen Einfluss auf die Stoffwechsel- und Organfunktion des Kindes haben. Mehr zum aktuellen Wissensstand der frühkindlichen Geschmacksprägung und deren Einflüsse auf individuelle Ernährungsmuster erfahren Sie im folgenden Artikel.

 

Angeborene Geschmacksvorlieben

Die Geschmacksvorliebe für süss ist bei allen Säuglingen angeboren. Auch die Muttermilch ist durch die Laktose (Milchzucker) leicht süsslich. Diese Vorliebe ist also eine natürliche Strategie zur Überlebenssicherung. Die Präferenz für salzig entwickelt sich in den ersten vier Lebensmonaten. Gegenüber sauer und bitter besteht im Gegenzug eine angeborene Abneigung.

 

Geschmacksprägung im Mutterleib

Die aktuelle Datenlage besagt, dass Aromastoffe und Nahrungsbestandteile auf das Fruchtwasser und später auf die Muttermilch übertragen werden. Mittels Studien bei Schwangeren konnten beispielweise Knoblauch, Vanille, Anis oder Minze im Fruchtwasser nachgewiesen werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass viele weitere Aromen aus Lebensmitteln ins Fruchtwasser abgegeben werden. Beim Übertritt von Aromen in die Muttermilch sind aus Studien bereits weitere Daten bekannt. Hierzu zählen Knoblauch, Ethanol, Karotten, Vanille, Minze, Blauschimmelkäse, Kumin, Curry und Eukalyptus. Bestimmte Aromen können bis zu acht Stunden in der Muttermilch verbleiben.

Die angeborenen Geschmacksvorlieben können so durch den Lebensmittelkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit verstärkt werden. Selbstverständlich gibt es auch individuelle Unterschiede. Dennoch können sich diese Geschmacksvorlieben nebst weiteren Faktoren prägend auf das Ernährungsverhalten im Kindes- und Erwachsenenalter auswirken.

 

Entwicklung individueller Ernährungsmuster

Säuglinge verlassen sich auf ihr angeborenes Hunger-, Durst- und Sättigungsgefühl, die sogenannten Primärbedürfnisse. Mit steigendem Alter kommen zunehmend äussere Faktoren, als Sekundärbedürfnisse bezeichnet, hinzu. Diese können sich positiv oder negativ auf das Essverhalten auswirken. Das folgende Modell von Pudel et al. zeigt den Effekt von inneren Signalen, äusseren Reizen und bewussten Entscheidungen in jeder Lebensphase.

  • Innere Signale wie Hunger, Durst und Sättigung, nehmen mit steigendem Alter ab
  • Äussere Reize wie die Portionengrösse im Restaurant/zu Hause oder der Duft der Bäckerei beim Vorbeigehen, nimmt in jungen Jahren zu, erreicht einen Höhepunkt und nimmt mit steigendem Alter wieder ab
  • Bewusste Entscheidungen wie eine bestimmte Essenzeit, Bio- oder Budgetprodukte nehmen mit steigendem Alter zu

Quelle: Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 3, 2020

 

Der Forschungsbereich der Geschmacksprägung von Babys und Kleinkindern ist vielversprechend und bedarf weiterer Untersuchungen. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Artikel einen Einblick in die kindliche Ernährungsforschung ermöglicht zu haben.

 

 

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