Wochenbettdepressionen - das kann Betroffenen helfen
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Wochenbettdepression: Das kann Betroffenen helfen

Die Geburt ist für viele Frauen eines der schönsten Ereignisse in ihrem Leben. Sie bringt aber auch den Hormonhaushalt durcheinander, er muss sich danach erst wieder regulieren. Viele Frauen erleben in dieser Phase den »Baby-Blues« – eine gedrückte Stimmung und Erschöpfung,


die sich häufig ab dem dritten Tag nach der Entbindung zeigt. Hält diese Stimmung an, kann eine sogenannte postpartale Depression dahinterstecken.

 

Ursachen und Risikofaktoren
Statistiken zufolge hat eine von zehn Frauen Erfahrung mit einer postpartalen Depression. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher ist – leider ist dieses Leiden noch immer ein Tabuthema. Oftmals wird unterschätzt, welch ein emotionales Erlebnis eine Geburt für Mutter und Kind ist. Auch wenn es sich dabei um ein zutiefst erfüllendes und freudvolles Ereignis handelt, erfordert es neben der körperlichen Regeneration auch eine psychische Verarbeitung. Diese kommt in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt jedoch häufig zu kurz.

Beim Stillen wird bei Mutter und Kind das Wohlfühlhormon Oxytocin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass sich die Verbindung zwischen beiden intensiviert. Frauen, die nicht stillen, haben daher ein höheres Risiko, an einer postpartalen Depression zu erkranken. Gleiches gilt für Mütter, die sich in ihrer Partnerschaft oder in ihrem sozialen Umfeld nicht geschützt und geborgen fühlen oder die alleinerziehend sind. Hinzu kommt oft ein empfundener Druck, sich die Überforderung nicht anmerken lassen zu dürfen. Familie und Freunde haben vermeintlich oft die Erwartung, Mütter müssten vor Freude strahlen. Ist dies krankheitsbedingt nicht möglich, entwickeln betroffene Frauen oft Selbstzweifel und tiefe Schuldgefühle.

Symptome
Die Symptome einer Wochenbettdepression ähneln oft denen einer »normalen« Depression: Betroffene fühlen sich dauernd müde, antriebslos und freudlos. Die Stimmung ist gedrückt. Der Alltag überfordert. Sie haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Es kann zu Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen bis hin zu Suizidgedanken kommen. Glücklicherweise ist die postpartale Depression in den meisten Fällen gut behandelbar. Dennoch gehört sie unbedingt in die Hände eines Spezialisten, da es unbehandelt zu einer Chronifizierung kommen kann.

Was hilft?
Der erste und wichtigste Schritt ist, die Depression als eine solche anzuerkennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sie als Krankheit zu verstehen und nicht als persönliche Schwäche oder Versagen. Bereits regelmässiger Sport kann dabei helfen, die Stimmung zu heben. Besonders nach einer Schwangerschaft fällt es vielen Frauen schwer, sich in ihrem Körper wohlzufühlen. Kurz nach der Geburt ist in Rückbildungskursen vor allem sanfte Beckenbodengymnastik angesagt. Ein gestärkter Beckenboden verhilft zu einer aufrechteren Körperhaltung, was sich wiederum positiv auf die Psyche auswirkt. Auch lange Spaziergänge an der frischen Luft sind Balsam für die Seele. Neben einer Psychotherapie werden in besonders schweren Fällen auch trizyklische Antidepressiva oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) verschrieben. Weniger gut erforschte Methoden, die die Beschwerden sanft lindern können, sind Lichttherapie, Massagen und Akupunktur. Auch die Teilnahme an Selbsthilfegruppen und Unterstützung aus dem sozialen Umfeld können dabei helfen, den »Baby-Blues« hinter sich zu lassen.

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