Ritalin - das Wundermedikament?

Ritalin – die kleine Schwester des Kokains

Ritalin ist die Modepille der Leistungsgesellschaft und Droge der Vernunft. Und einige Schüler schaffen dank ihr den Schulabschluss.

Was verbirgt sich hinter diesem Medikament?

Ritalin gehört in die Medikamentengruppe der Stimulantien. Stimulantien erhöhen, verbessern oder beschleunigen die Aktivität unserer Nerven. Eingesetzt wird es bei Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Die Störung macht es Betroffenen unmöglich, still zu sitzen und sich auf Aufgaben zu konzentrieren. Daraus folgen Schwierigkeiten beim Lernen und in der Schule. Durch die Störung können sie aggressiv werden, so dass ein Umgang zuhause und in der Schule mit ihnen schwierig werden kann.

Bei Gesunden eingesetzt, steigert es die Effizienz und die intellektuelle Produktivität. Konzentration und Denkfähigkeit verbessern sich, Müdigkeit verschwindet. Ritalin fokussiert die Wahrnehmungen und ordnet Gedanken, strukturiertes Arbeiten wird möglich. Tönt toll, nicht? Die Beliebtheit bei Studenten, Ärzten und Geschäftsleuten ist daher markant gestiegen!

Ritalin kann ADHS nicht heilen. Es verbessert lediglich die Symptome. Ritalin verhindert einen zu schnellen Rücktransport der Botenstoffe in die Gehirn-Nervenzellen. Das heisst, dass Reize aus der Umwelt besser gefiltert werden können und nicht übermächtig auf das Kind einbrechen. Informationen und Reize werden im Gehirn der Kinder besser verarbeitet. Durch die Behandlung mit Ritalin werden die Hauptsymptome wie starke Ablenkbarkeit, rasch nachlassende Aufmerksamkeit, Impulsivität, verstärkter Bewegungsdrang und gestörtes Sozialverhalten gemildert.

Oft wird das Medikament als erste Therapieform bei ADHS eingeführt. Betroffene Kinder werden durch Verbesserung Ihrer Aufmerksamkeit erst ansprechbar für weitere therapeutische Massnahmen.

Wie bei jedem Medikament können auch bei Ritalin Nebenwirkungen auftreten. Häufig beobachtet werden Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Meistens treten diese Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung auf. Sie können durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme gelindert werden. Der Appetit und das Hungergefühl können gestört sein. Daraus können sich vor allem bei einer Langzeittherapie eine zu geringe Gewichtszunahme und eine Wachstumshemmung ergeben. Lesen Sie dazu in unserem morgigen Artikel „Ritalin und Ernährung“ mehr dazu. Ebenfalls hemmt Ritalin die Kreativität und den Ideenreichtum Ihres Kindes, was einerseits bei überbordendem Temperament willkommen ist, anderseits wirkt das Kind in musischen Fächern wie Musikunterricht durch die Behandlung eher etwas stumpf. Auch hier ist die Information an die Lehrkräfte ein wichtiges Mittel, das Kind wirksam zu unterstützen.

Besonders betonen möchte ich die Kombination mit Alkohol. Die Wirkung lässt sich kaum voraussagen und kann bis zum Kreislauf-Kollaps führen. Also ein besonders wichtiger Punkt – besprechen Sie den Umgang mit Alkohol mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn. Was ist zu tun? Was ist zu tun, wenn Alkoholtrinken nicht vermeidbar ist wegen des Gruppendrucks? Es kann auch durchaus sinnvoll sein, diese Fragen zusammen mit Ihrem Kinderarzt oder Therapeuten anzusprechen.

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  • Ritalin und Ernährung

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Gedopte Gesellschaft

Sicher gibt es Kinder, die ohne Ritalin in der Schule untragbar sind, zumindest aus Sicht einer Gesellschaft, die abweichendes Verhalten nicht mehr toleriert.
Trotzdem scheint mir bei der Abgabe solcher Substanzen Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Schliesslich gibt man einem Kind, das täglich Medikamente schluckt, eine Botschaft mit: Man vermittelt ihm, dass es normal ist, Medikamente zu schlucken. Es ist Alltag, es ist gesund und tut gut.
Eine Denkweise, die späteren Drogengebrauch zumindest nicht erschwert. Und wenn das Kind dann gross und stark ist, wird es sich ans Wundermedikament erinnern, das ihm schon einmal geholfen hat. Es wird glauben, dass es die Prüfungen an der Hochschule nicht ohne Doping bewältigen kann. Und noch später, wenn es als Börsenhändler hellwach sein muss, wird es sich wieder dopen, um nicht müde zu werden: Mit Kokain.
Tönt jetzt ein bisschen zugespitzt, ich weiss. Aber denken Sie mal darüber nach, in wie vielen Bereichen unserer Gesellschaft Doping schon Einzug gehalten hat …

Es liegt im Trend und wir werden es nicht stoppen können....

Dass unsere Gesellschaft immer mehr Substanzen zur besseren Lebensbewältung zu sich nehmen wird, ist eine unwiederrufliche Tatsache. Ob etwas übertönt oder verstärkt, beruhigt oder aufputscht, ist dabei egal. Der Opa nimmt Viagra, die Oma Biovital, die Mutter Antidepressiva, einfach nur zum besser Schlafen und der Sohn nimmt Ritalin oder, wenn er älter wird, Kokain. Nur die Tochter, die nimmt, was ihre Mutter schon nahm - Kontrazeptiva (die Pille). Einfach, damit sie nicht mit dem Kondom rumhantieren muss. Mach wir uns nichts vor. Wir nehmen, was wir brauchen. Was für den Spitzensport schon lange gilt, zieht nun auch ins Privatleben ein.
Drogen einzunehmen ist modern und im Zeitgeist.

Nun sollten wir uns darum kümmern, dass die Drogen nicht oder nur berechenbar ungesund sind und dass wir nebst den werbetollen Versprechungen auch die Nebenwirkungen lauthals und eingehend verkünden.

Ich jedenfalls bin auch besorgt.

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