Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Mutterschaft als Grund für Rückenschmerzen?


die Nicole Müller in der App erfasst hat, lesen und bei einigen Punkten gezielt nachfragen. Bei Nicole Müller sind keine neurologischen Ausfälle und auch sonst keine medizinischen Alarmzeichen vorhanden. Trotzdem liegt eine besondere Situation vor: Nicole Müller hat sich «überlupft», als sie ihre gut zweijährige Tochter hochgehoben und wie immer auf die rechte Hüfte gesetzt hat. Sie ist im sechsten Monat schwanger. Sowohl die momentan notwendige Schmerztherapie als auch die weitere Therapie der Rückenprobleme müssen auf die Schwangerschaft und die Zeit danach mit zwei kleinen Kindern angepasst werden.

Was kann der Grund für akute Rückenschmerzen sein?
Wenn den Schmerzen kein Unfall oder Sturz vorausgeht, kommen sie oftmals von Muskelverhärtungen oder -verspannungen. Mögliche Ursachen sind auch plötzliche Blockaden der kleinen Wirbelgelenke nach einer bestimmte Bewegung/Fehlhaltung oder Nervenreizungen. Im Hals- oder hinteren Brustkorbbereich kann auch Zugluft nach Sport oder in der Nacht ein Auslöser sein, wie z.B. nicht selten bei der sogenannten «Halskehre». Alle diese Schmerzen sind meist bewegungsabhängig und in Ruhe deutlich besser. Ausserdem fühlt man sich sonst gesund, hat kein Fieber und keine Herz-/Kreislauf-Symptome wie Kurzatmigkeit oder Druck auf der Brust. Bei tieferen Rückenschmerzen muss man auch immer ausschliessen, dass eine Blasenentzündung in die Nieren aufgestiegen ist und nun Flankenschmerzen auslöst.

Wie kann man einen Bandscheibenvorfall ausschliessen?
Ein Bandscheibenvorfall entsteht ebenfalls meist nach einer bestimmten Bewegung und ruft neben den starken lokalen Rückenschmerzen oft ausstrahlende Schmerzen in die Arme oder Beine hervor. Zum Teil sind die Schmerzen verbunden mit verschiedenen Sensibilitätsstörungen bis in die Finger oder den Fuss, je nach Ort des Bandscheibenvorfalls. Solche Sensibilitätsstörungen sind unbedingt ernst zu nehmen, genauso wie Störungen des Blasen- oder Darmfunktion. Dies sind Alarmzeichen, mit denen man auf jeden Fall eine ärztliche Untersuchung benötigt. Ist keines dieser Alarmzeichen vorhanden, ist ein Bandscheibenvorfall sehr unwahrscheinlich.

Was kann man in der akuten Phase machen?
Im akuten Stadium steht nach Ausschluss der vorher genannten Alarmzeichen die Schmerzlinderung an erster Stelle. Dies auch, um sich möglichst schnell wieder normal zu bewegen, damit es wegen Schonhaltung und weiteren Verspannungen nicht zu einem Teufelskreis kommt. Verschiedene Medikamente, die man auch gut miteinander kombinieren kann, stehen für die Schmerzlinderung sowohl im rezeptpflichtigen- als auch im nicht rezeptpflichtigen Bereich zur Verfügung. Bei magen-/darm-sensiblen oder vorerkrankten Personen ist ein zusätzlicher medikamentöser Magenschutz sinnvoll. Bei stärkeren Schmerzen auch in der Nacht wird manchmal zusätzlich ein muskel-entspannendes Medikament eingesetzt, das aber rezeptpflichtig ist und müde machen kann.

Was kann eine Schwangerschaft mit Rückenschmerzen zu tun haben?
In der Schwangerschaft verändert sich die Statik. Zudem werden viele Gewebe wie Sehnen oder Bänder lockerer oder weicher. Die Muskulatur, speziell am Bauch, macht dem wachsenden Fötus Platz. Dies bringt das muskuläre Gleichgewicht, das für die Stabilität der Wirbelsäule notwendig ist, ziemlich durcheinander. Gibt es dann noch Gewohnheiten, die die Wirbelsäule und die Muskulatur zusätzlich fordern, wie z.B. das Herumtragen von Geschwisterkindern auf der immer gleichen Hüftseite, kann es zu einer plötzlichen Überbelastung kommen. In der Schwangerschaft ist es deshalb besonders wichtig, zu wissen, wie man den Rücken trotz der alltäglichen Anforderungen in Beruf oder Privatleben möglichst schonen kann.

Was kann man nach der akuten Phase für den Rückenmachen?
Nach der akuten Schmerzphase ist es sehr wichtig, die Haltemuskulatur der Wirbelsäule am Rücken und am Bauch, oft zu Beginn mithilfe eines Physiotherapeuten, wiederaufzubauen und zu trainieren und rückenschonende Bewegungsabläufe kennen zu lernen und einzuüben. Dies gilt natürlich auch nach einer Schwangerschaft, vor allem, wenn sie mit Rückenproblemen einhergegangen ist. Um die Haltemuskulatur gesund und stark zu erhalten, braucht es allerdings darüber hinaus regelmässige Kräftigung, sei es durch rückenschonenden Sport wie z.B. Schwimmen oder Tanzen oder durch kurze Übungssequenzen zuhause oder im Fitness-Center. Bei eintönigen Bewegungsabläufen im Beruf kann auch eine arbeitsergonomische Beratung sinnvoll sein.

Nicole Müller konnten die santé24-Ärzte sowohl in den ersten Tagen mit einer in der Schwangerschaft erlaubten Schmerzmedikation, als auch mit einer Physiotherapie-Verordnung helfen, so dass sie die letzten drei Monate der Schwangerschaft noch ohne weitere Rückenprobleme überstehen konnte. Von den verordneten Physiotherapiesitzungen waren dann noch ein paar übrig, die Nicole Müller nach der Schwangerschaft genutzt hat, um Übungen zu lernen, wie sie ihre Rücken- und Bauchmuskulatur zuhause wiederaufbauen und kräftigen konnte.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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